Josef Jakob und die Iburg

Teutoburger Wald Bad Iburg
Iburg im Teutoburger Wald
Wallgraben Iburg
Bergfried der Iburg

Das Eggegebirge und sein Umland kennt er wie seine Westentasche und sein Wort hat Gewicht im Eggegebirgsverein (EGV), mit rund 6000 Mitgliedern einer der großen Wandervereine. Seit 35 Jahre ist Josef Jakob Mitglied im Vorstand des EGV, davon 24 Jahre als Hauptwegewart. Und im Laufe der Jahre hat er einen unschätzbaren Fundus an Wandererfahrung gesammelt. Fragt man den sympathischen Rentner nach seinem Lieblingsort im Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge, kommt nach einem kurzen Augenblick des Nachdenkens eine überzeugte Antwort: Die Iburg.

Also auf nach Bad Driburg. Die Iburg liegt auf einem 380 m hohen, bewaldeten Bergsporn des Eggegebirges oberhalb der Kurstadt. Die Hänge fallen steil ab. Wir nähern uns vom prämierten Eggeweg der Wall- und Burganlage, die seit Jahrhunderten als wild-romantische Ruine erlebbar ist.

Josef Jakob weiß viel über die Geschichte der Burg. Schon als Kind und Pfadfinder hat der gebürtige Driburger hier oben viel Zeit verbracht. Und als heimatverbundener Mensch hat er sich bis heute zusammen mit anderen immer wieder für die Iburg engagiert. „Das ist schon ein spannendes Fleckchen Erde. Die alten Gemäuerreste und Wälle regen immer wieder die Phantasie an. Die Geschichte der Iburg ist interessant aber einiges liegt noch im Dunklen. Eigentlich handelt es sich hier um zwei Burgen in einer“, macht der versierte Kenner der Burg Lust, mehr über ihre Geschichte zu erfahren.

Imposant sind die Wall- und Grabenanlagen, die insgesamt eine Fläche von vier Hektar umschließen und von den Archäologen in das 8. Jahrhundert datiert werden. Damit ist die erste Burganlage zeitlich den Sachsen zuzuordnen. Sie diente wie andere Wall-Graben-Konstruktionen in der Region den Menschen als Fliehburg. Wenn mit der Nennung einer „Juburg“ in den fränkischen Reichsannalen zum Jahr 753 tatsächlich, wie viele Forscher annehmen, die Iburg gemeint ist, wäre dies trotz der archäologischen Untersuchungen der einzige Beleg für ihre Existenz im 8. Jahrhundert. Die hartnäckig wiederholte Behauptung, dass die Iburg der Standort der Irminsul, des höchsten sächsischen Heiligtums, gewesen sein soll, sind eher dem Wunschdenken der Kolporteure zuzuordnen. Gleichwohl hat sie Eingang in die Literatur gefunden, besonders in dem Epos „Dreizehnlinden“, das Friedrich Wilhelm Weber 1878 geschrieben hat.

Josef Jakob führt durch das Burgtor, dem einzigen Zugang zum Burginneren. Beeindruckend ist der Bergfried, der sich in seiner Wuchtigkeit und Höhe von den anderen freigelegten Gebäuden abhebt – immerhin hat er einen Durchmesser von 13 m, seine Mauern sind 4 m dick. Sein Eingang lag in 12 m Höhe und war nur über eine Strickleiter zu erreichen.

Der Ursprung dieser „zweiten“ Burg geht auf eine Schenkung Karls des Großen zurück, der bei seinem Treffen mit Papst Leo III in Paderborn 799 die Iburg der jungen Paderborner Kirche geschenkt hat. Die Vermutung liegt nahe, dass in den alten Wallanlagen kurz nach der blutigen Sachsenmission Karls des Großen schon bald eine Kirche errichtet worden ist. Später, so Jakob, wurde der Petruskirche zunächst eine Einsiedelei angegliedert, in der in erster Linie Frauen ein asketisch-frommes Leben führten. Unter dem Paderborner Bischof Bernhard II. (1188-1204) – einem Meister der mittelalterlichen Territorialpolitik – wurde auf dem Bergsporn eine Burganlage errichtet, deren Gebäudereste zusammen mit dem Bergfried bis heute das Bild der Iburg prägen. Sogenannte Burgmannen, die meist aus dem niederen Adel stammten, bewachten sie. Eine dieser Burgmannenfamilie übernahm die Burgbezeichnung in den Familiennamen und nannte sich „von Iburg“ später dann „von Driburg“.

Mit der Verlagerung der Herrschaft nach Dringenberg im 14. Jahrhundert verlor die Iburg zunehmend an machtpolitischer Bedeutung.

Den Zerfall der Burg, davon ist Josef Jakob überzeugt, beschleunigte der Überfall des Herzogs von Braunschweig im 15. Jahrhundert. „Die Burg wurde in Brand gesteckt. Danach begannen die Vernachlässigung und der Zerfall. Wann die letzten Leute hier weggezogen sind, weiß keiner genau“. Mit einem verschmitzten Lächeln geht Josef Jakob zu dem der Stadt zugewandten Steilhang des Burgplateaus, der einen herrlichen Panoramablick über den Driburger Talkessel bis zum Weserbergland und dem Solling bietet. Er zeigt auf die Stadt und meint: „Viele Steine der Iburg haben im Laufe der Zeit sicher ihren Weg vom Berg in das Tal genommen. Sie haben Verwendung beim Bau von Driburg gefunden. Die Driburger haben sich eben schon im Mittelalter auf ‚Baurecycling’ verstanden“.